"Paradigmatisch für das künstlerische Erneuerungspotential um 1980 ist der radikale Wandel im Werk von Gerlinde Wurth. Mit einem Schlag beendet sie ihre fast zwanzig Jahre andauernde Orientierung an informeller, expressiver Malerei bzw. Arte Povera und widmet sich seither - praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit - mit obsessiver Konsequenz eine eigenständige künstlerische Ausdrucksform. Tag für Tag füllt sie Blatt für Blatt, Zeichenblock für Zeichenblock flächendeckend mit seriell gereihten kleinen Kreisen und Quadraten. In radikaler Reduktion der Mittel beschränkt sie sich sehr bald auf kurze feine Striche und Punkte. Minimale Unregelmäßigkeiten lassen abstrakte Bewegungsströme, Formationen erkennen, oftmals, nur über eine Serie von mehreren Blättern hinweg. Am Höhepunkt der Neuen Malerei wendet sie sich einem extremen Minimalismus zu, dessen subtile Balance zwischen methodischer Serialität und höchster Individualität, einen überraschenden Beitrag zu den Formexperimenten der jungen Generation darstellt." (Text: Dr. Dieter Bogner)