Richard Frankenberger erinnert sich.
An den Tabakanbau in der Oststeiermark.
Daran, wie er sich als Kind, in den Ferien, beim einschlägigen
Arbeitseinsatz teerige Hände holte. Und die Eisesser beneidete, die
Genießer im Schwimmbad. Tabak, in Frankenbergers Heimat seit Mitte
des 17. Jahrhunderts bekannt, ist aus dieser Landschaft vor nicht
sehr langer Zeit verschwunden. Eine Kulturpflanze hat ausgedient, die
damit verbundene Kultur ist mittlerweile schwer unter Beschuss.
Dem Nichtraucher Frankenberger geht es natürlich nicht um einen
Glaubenskrieg, wenn er jetzt ein Tabakfeld anlegt (das ist ja
immerhin noch legal). Dem Künstler Frankenberger geht es (wie schon
in anderen Projekten) um komplexe Zusammenhänge. Um die
Beschaffenheit von Biotopen, um fragile Gleichgewichte, um Eingriffe
in Lebenswelten und Balancen. Der Tabak spielt dabei eine konkrete
und eine symbolische Rolle.
Frankenbergers Kunst-Geschichte basiert auf der Frage "Wie war das
damals?" Wie jede gute Kunst-Geschichte führt sie zur Frage "Wie ist das heute?" Und weist darüber hinaus: "Wie wird es morgen sein?"
Die Kunst des Erinnerns (im Gegensatz zu bloß feuchtäugiger Feier von Nostalgie) hat immer mit Gegenwart zu tun.
Und mit Zukunft. (Text: Walter Titz)