Ende der 60er Jahre begann ich, mit einer dreidimensionalen, skulpturalen Malerei Bildformat und Rahmen in den Raum auszudehnen, um schließlich die Leinwand selbst zu verlassen. Entgrenzung des Bildrahmens - Loslösung vom Tafelbild - amorphe Zeichen, nicht mehr auf der Fläche eines begrenzten Papiers oder einer begrenzten Leinwand, sondern auf den virtuell unbegrenzten Flächen des Raumes.
Abstrakte dreidimensionale "Linien" appliziere ich seit 1973 direkt an die Wand.
Der Raum wurde zum Bildraum, zu einem fließenden Raumkontinuum.
Diese freien skulpturalen "Raumzeichen", diese Wandskulpturen, schweben für mich auf eine poetische Beweglichkeit und Lebendigkeit zu, wo Zeichen, Wand und Plastik im Gleichgewicht gegenseitiger, vollständiger Unabhängigkeit verschmelzen. So ist es möglich, dieselben Elemente zu einer neuen Installation, einem neuen Werk zu organisieren, ein offenes, mobiles, poetisches, nomadisches, frei flottierendes Zeichensystem.
Dieter Ronte schrieb im Vorwort zum Katalog "Loys Egg, Arbeiten 1973 - 81" (Museum Moderner Kunst, Wien 1981): "Durch ihre Mobilität wird der Raum selbst zu einem mobilen Beziehungssystem für die Kunstwerke, d.h., daß die Wirkung der Objekte jeweils auch von den Raum determinanten bestimmt wird, in dem sie installiert werden. Die lnstallation A arbeitet zwar mit denselben Objekten wie die lnstallation B in anderen Räumen, und doch ist die Wirkung und die lnteraktion der bildnerischen Formen jeweils eine andere. Egg entzieht seinen Formen damit die feste Bestimmung, die eindeutige Wirkung, er überführt sie in eine raumbedingte Mehrschichtigkeit und Vieldeutigkeit." Jedes Kunstwerk, birgt eine Vielzahl von "Lesarten" in sich und enthält eine grundsätzlich mehrdeutige Botschaft.
Die Poetik des Kunstwerks in Bewegung, diese Offenheit und Mobilität, stellt eine neue Beziehung zwischen Künstler und Betrachter her, eine kommunikative Situation, eine veränderte Mechanik der ästhetischen Perzeption.
So hatte ich während meiner Kanada-Tournee (1983-1985) Ron Shuebrook, Chairman des Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, eingeladen, meine Ausstellung in der Eye Level Gallery, Halifax, zu gestalten. Peter Piller interpretierte mein Werk im Off Centre Centre, Calgary.
Auch bei der Ausstellung "Identität : Differenz", 1992, in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, habe ich mein Werk freigegeben.
Histoire Naturelle
Inspiriert von einem Ameisenbären im Tiergarten Schönbrunn begann ich 2009 neben den amorphen, abstrakten Skulpturen auch an figurativen, anthropomorphen und zoomorphen Formen zu arbeiten. Die Schädel- oder Kopfformen bleiben skizzenhaft, im Zustand des Gestaltungs prozesses, androgyn, nur wenige physiognomische Einzelheiten sind herausgearbeitet.
Formalqualifizierbare Momente fehlen oder sind nur angedeutet. Die Linien - der Draht - ragen teilweise aus den Körpern heraus, wie Nervenstränge, Adern, Sehnen, und "formulieren" sich zu Figuren aus Zeichen, Linien und Strichen.